Manfred Deix

 „Karikatur ohne Bissigkeit, Drastik, Schärfe ergibt für mich keinen Sinn. Man hat mir oft Geschmacklosigkeit und Brutalhumor vorgeworfen. Wer denn, wenn nicht Satiriker, soll die Dinge beim Namen nennen?“ 
Manfred Deix


Der Zeichner Manfred Deix provozierte, schockierte und rüttelte an gesellschaftlichen Tabus wie selten zuvor ein österreichischer Künstler. Am 25. Juni 2016 verstarb er nach schwerer Krankheit im Alter von 67 Jahren. Seine Frau Marietta und seine 23 Katzen waren bis zuletzt bei ihm.

Manfred Deix wurde am 22. Februar 1949 geboren und ist in St. Pölten wie Böheimkirchen aufgewachsen. Er studierte bereits in frühen Jahren das Milieu der Bauern und Arbeiter, die zu den Gästen des Wirtshauses seiner Eltern zählten, und fertigte erste Karikaturen an.


„Schon als Zwölfjähriger hatte ich das Privileg, als Schankbursche im elterlichen Gasthaus die Menschen wirklich hautnah erleben zu können. Es waren überwiegend die sogenannten ‚kleinen Leute‘, die bei uns zu Gast waren. Da standen sie also meist im Arbeitsgewand an der Budel und tranken ihre Gspritzten, Seidel oder Viertel, unterhielten sich über alles Mögliche von der Politik über die Arbeit bis zu den Frauen, erzählten sich herbe Männerwitze, lachten oder stritten sich über Belangloses und ahnten natürlich nicht, dass sie vom hellwachen Buben hinter der Theke gnadenlos ausgehorcht und beobachtet wurden. Die anderen saßen an den Tischen, ließen sich Schnapskarten, Gulasch und Bier servieren, um gegen Mitternacht die Lokalität zu verlassen, ohne auch nur einen Groschen Trinkgeld lockerzumachen. Aus Rache habe ich aus ihnen die mittlerweile bekannten ‚Deixfiguren‘ geformt und ihnen zu fragwürdiger Berühmtheit verholfen. Strafe muss sein.“
Manfred Deix


Deix’ Erkundung der Untiefen der österreichischen Seele begannen Anfang der 1970er. In seinen Gedichten und Zeichnungen übte Deix unermüdlich Kritik an gesellschaftlichen Zwängen, Fremdenhass und Scheinheiligkeit. Er ging konsequent und unbeirrt seinen Weg: Politiker wurden schonungslos unter die Lupe genommen, die Bussi-Bussi-Gesellschaft der Prominenten mit ihren Eitelkeiten bloßgestellt und auch die Kirche samt „Bodenpersonal“ (sic!) erntete Spott. Losgelöst von ihrer politischen Aktualität, sind die Arbeiten von Deix längst Kunstwerke geworden. Sie sind Klassiker der österreichischen Karikatur und stilbildend. Sie erlauben einen besonderen Blick auf Denkprozesse und Lieblingsthemen des Künstlers, der konsequent und unbeirrt seinen Weg ging.



STIMMEN ZU DEIX


„Manfred Deix war einer der großen Künstler Österreichs. Es gab und gibt viele Tabus und unangenehme Wahrheiten, die man nicht ansprechen durfte oder konnte, hier hat uns Deix mit seinen Bildern die Augen geöffnet.“ 

Gottfried Gusenbauer, Direktor des Karikaturmuseum Krems, zum Werk des politischen Zeichners


„Manfred Deix, der größte satirische Zeichner dieses Jahrhunderts ist nicht mehr. Wenn Michelangelo sagte, die größte Kunst sei ,nichts als ein Schatten der göttlichen Perfektion‘, dann hat Deix mit seiner Kunst den unerbittlichen Gegenbeweis angetreten: Er zeigte uns, dass das Werk des Schöpfers nur so strotzt von Fehlern, Peinlichkeiten und Schnitzern. Gott sei Dank, muss man sagen, denn bei einem perfektionistischen Gott hätten wir wenig zu lachen, und es war Deix, der uns zu der bedeutenden philosophischen Erkenntnis verholfen hat, dass die Schöpfung lächerlich und Gott der größte Humorist ist. 
Manfred war ein großer Bewunderer Muhammad Ali’s und ich glaube, dass es in seinem Sinne war, diese Welt gemeinsam mit ihm zu verlassen.
So seltsam es klingen mag – diese beiden hatten etwas gemeinsam: sie waren Jahrhunderterscheinungen, die die Welt grundlegend verändern sollten – der Eine die Welt des Boxsports, der Andere die Welt der satirischen Zeichnung. Beide zeigten dem staunenden Erdkreis Kunststücke, die man bis dahin für völlig unmöglich gehalten hatte. Und beide flatterten wie die Schmetterlinge und stachen wie die Bienen.
Ich kann mir eine Welt ohne Manfred Deix, mit dem ich mein ganzes Leben lang verbunden war, nicht vorstellen.
Ich werde ihn unendlich vermissen.
In meinem Herzen wird er immer weiter flattern und stechen.“ 

Gottfried Helnwein, Künstler und jahrzehntelanger Weggefährte von Manfred Deix

 
„Manfred Deix versteht es, den Menschen einen Spiegel vorzuhalten. Einen Spiegel, der vieles zeigt, was wir in Wahrheit als Normalsterbliche im Alltag gar nicht merken und gar nicht sehen.“ 

Erwin Pröll, Landeshauptmann Niederösterreich, über die Ausstellung „Für immer Deix!“

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