Wie die eigenen Lehrenden entscheidend für die Karriere als Karikaturist waren und warum eine Karikatur schon einmal weh tut, erfuhr Kunstvermittlerin Tanja Münchsdorfer im Gespräch mit dem Erich-Sokol-Preisträger.

Frank Hoppmann im Gespräch

Wie die eigenen Lehrenden entscheidend für die Karriere als Karikaturist waren und warum eine Karikatur schon einmal weh tut, erfuhr Kunstvermittlerin Tanja Münchsdorfer im Gespräch mit dem Erich-Sokol-Preisträger.

Wie sind Sie zur Kunstform der Karikatur gekommen?
Schon in der Schule bin ich mit dem Karikieren in Kontakt gekommen. Als ich beobachtete, wie Lehrer unfair mit Schüler/innen urteilen, habe ich begonnen, das Lehrpersonal zu karikieren. Die Reaktionen meiner Mitschüler/innen haben mich dann motiviert weiterzumachen. Auf der anderen Seite war es genauso die Gegenwehr, die mich angespornt hat. Kunst kann ein Mittel im Kampf gegen Obrigkeiten sein; mit einer Karikatur kann durch Lachen besiegt werden.

Welche Fähigkeiten sollte ein/e Karikaturist/in haben oder pflegen?
Auf jeden Fall sollt ein/e Karikaturist/in das Zusammenspiel von Zeichnen und Humor beherrschen. Speziell für Karikaturist/innen ist es wichtig, stets mit einem gesunden Abstand Dinge zu betrachten. Ein/e Karikaturist/in ist nicht zuletzt immer auch ein/e Beobachter/in.

Was macht für Sie eine gute Karikatur aus?
Lustig kann, aber muss nicht sein. Eine gute, satirische Zeichnung soll verblüffen, aufrütteln und auch wehtun. Denn eine Karikatur deckt auf, sie hält der Gesellschaft den bekannten Spiegel vor.

Es gibt einen Punkt, an dem man sich entscheidet, Zeichner zu sein - mit allem, was dazugehört.

Spätestens seit den Anschlägen auf die Redaktion von Charlie Hebdo gibt es die berühmte Schere im Kopf, wie gehen Sie damit um?
Es gibt einen Punkt, an dem man sich entscheidet, Zeichner zu sein – mit allem, was dazugehört. Dazu gehört auch die Gefahr, dass radikal gesinnte Personen nicht einverstanden sind mit deiner Kunst, Karikaturen beabsichtigen immerhin die Speerspitze der Meinungsfreiheit zu sein. Das macht nachdenklich. Dieses Nachdenken empfinde ich als wichtig, denn als Zeichner sitzt du stundenlang allein vor deiner Arbeit.

Fragen, wie weit man mit seiner Zeichnung geht beziehungsweise gehen darf, stellen sich da. Die eingangs erwähnte Speerspitze zahlt in genau diese Fragen ein. Kalt lassen mich Anschläge, wie jener auf das französische Satire-Magazin Charlie Hebdo, definitiv nicht. Die Furcht, dass radikal eingestellte Personen genau deine Werke ins Visier fassen, ist da. Denn es genügt, wenn nur ein Mensch Amok läuft.

Welche Chancen haben das Internet und soziale Netzwerke in der Produktion und Verbreitung von politischen Inhalten, welche Gefahren birgt es?
Im Internet ist man sein eigener Publisher, man kann die Zeichnungen selbst verbreiten. Auch, dass man mit Menschen in Kontakt treten, ihre Meinungen anhören und mit ihnen diskutieren kann, sehe ich als Stärke des Internets. Wiederum die ebenso vorhandene Anonymität und, dass rascher Drohungen ausgesprochen werden, sehe ich als Gefahr. Diese Aspekte lassen mich nicht kalt, der Umgang damit ist aber wichtig.

Die Meinungsfreiheit ist ein wichtiges Gut – Sollen die Menschen mehr auf die Straße gehen? Wie stehen Sie zu Graffitis im öffentlichen Raum?
Ich bin ein Fan jeglicher Kunst, die gut ist. Der öffentliche Raum bietet für die Kunst immenses Potential, denn man kann Messages für viele sichtbar machen. Dahingehend wünsche ich mir im Graffiti mehr kritische Positionen und weniger Dekoration.

Wie gehen Sie mit Einmischung von außen bzw. mit politischer Einflussnahme um, wie kann man sich davor schützen?
Als Karikaturist hat man eine klare, eigene Position. Auf die sollte man Acht geben, ansonsten verliert man rasch an Glaubwürdigkeit.

Frank Hoppmann_Donald Trump-Melania
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte - Ist die die Karikatur stärker als das geschriebene Wort?
Ein Bild spricht für sich, es ist eine Ausdrucksform, die Kraft hat. Dekorative Kunst beispielsweise ist einfach da, ein Bild hingegen ist laut, es gibt etwas von sich. Aber auch Worte sind schon einmal wichtig – in einer guten Kombination mit dem Bild funktioniert das.

Was wünschen Sie dem SOKOL Preis für die Zukunft?
Lacht. Ein Künstler verbringt sehr viel Zeit mit seiner Arbeit allein Zuhause. Er freut sich, wenn er/sie mal rauskommt.

Ein Gespräch aus dem Jahr 2018

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